Neandermahl 2021

Quelle: Heike Bartels/Taeglich.ME

An 19 Tischen wurde unter freiem Himmel dinniert und geklönt

Noch bis zum Nachmittag hatten die Organisatoren immer wieder skeptische Blicke in verschiedene Wetter-Apps geworfen. Aber das Wetter hielt! Das erste vom Frauennetzwerk Mettmann veranstaltete Neandermahl konnte wie geplant stattfinden und war ein Erfolg.

An 19 Tischen saßen gut gelaunte Menschen und unterhielten sich, genossen mitgebrachte Speisen und Getränke, hatten aus den von der Feuerwehr aufgestellten Bierzeltgarnituren festlich gedeckte Tafeln gemacht. „Ich bin begeistert, so viel Gaumenschmauserei aus verschiedenen Ländern“, eröffnete Bürgermeisterin Sandra Pietschmann den Abend zusammen mit Mit-Organisatorin Dagmar Grotendorst, die sich ebenfalls angetan zeigte: „Was für eine traumhafte Deko und ein bunter Blumenstrauß an Köstlichkeiten. Ein Augenschmaus.“

Erst Ende Juni war das aus dem im April gegründeten Frauennetzwerk Mettmann hervorgegangene „Kultur-Team“ in die konkreten Planungen für eine Wiederauflage des Neandermahls eingestiegen. Nach einem kurzen Brainstorming für einen Ablaufplan und die Verteilung der Zuständigkeiten wurde auf kurzem Weg über WhatsApp kommuniziert. Als die Planungen konkreter wurden, wurde die Werbegemeinschaft Mettmann Impulse mit ins Boot geholt: Bettina Barth konnte mit ihrer Erfahrung im Planen von Veranstaltungen Tipps zu Stromanschlüssen und Genehmigungen geben, Ingo Grenzstein entwarf ein passendes Werbeplakat. Bei der Stadt wurden dann die Anmeldungen koordiniert.

„Wir haben noch einen Sonderpreis für die beste Deko zu vergeben. Wer ihn bekommt, darf im nächsten Jahr die Orga übernehmen“, sagt Sandra Pietschmann augenzwinkernd. Wäre dem wirklich so, müssten womöglich die SPD-Frauen das nächste Neandermahl organisieren. Teelichter, Blumendeko, Weinkühler, bunte Gläser und sogar Hussen mit Schaumstoffpolster für die Bänke hatten sie dabei. Einige der Frauen hatten sich passend zu den roten Servietten auch in der SPD-Farbe Rot gekleidet. „Ich hatte vor zwei Jahren ein großes Fest und war für die Deko zuständig, die anderen haben Essen und Getränke mitgebracht“, klärt stellvertretende Fraktionsvorsitzende Andrea Rottmann auf. „Wir sind zufällig acht Frauen in der Fraktion, Männer durften heute nicht mit“, sagt sie lächelnd. Silvia Böhm hat eine riesige Champagnerflasche mitgebracht: „Zu zweit schaffen wir die zuhause nicht.“

Die CDU-Fraktion hält sich am Abend an Pizza, ist aber auch von der Veranstaltung und der guten Stimmung auf dem Markt sehr angetan. „Wir können hinterher bei mir weiter feiern, dann gibt es auch noch etwas zu essen“, bietet stellvertretende Bürgermeisterin Ute Stöcker an ihrem Tisch an. Klaus Bartel von der Oberstadtinitiative und Constanze Backes von der Kulturvilla haben sich ebenfalls einen Tisch gesichert und genießen den Sommerabend mit musikalischer Begleitung durch die Düsseldorfer Band „Jazzophine“. „Schön, dass so eine Veranstaltung wieder stattfinden kann“, sind sie sich einig.

Frauke Liebtrau sitzt mit Familie Beckershoff an einem Tisch. Es gibt Kartoffel- und Melonensalat zum mitgebrachten Braten. „Er ist sogar noch warm“, betont sie. „Und ich habe den Nachtisch vorbereitet“, verrät Doris Holtgreve. An einem anderen Tisch gibt es Vegetarisches, panierte Zucchini-Scheiben zum Beispiel. „Wir treffen uns auch privat immer zu kulinarischen Wein-Demos. Mini-Neandermahle sind das“, sagt Gisela Reuschenbach lachend, die auch bei den Omas gegen Rechts mitmacht. Silke Schneider-Köchling, ein paar Tische weiter, hat Tomaten-Feta-Quiche gemacht. „Ich dachte, dass ich keinen Tisch mehr bekomme und habe einfach einen reserviert“, erzählt sie. Ihre Freunde hätten deshalb wiederum andere Freunde mitgebracht, die sie vorher noch gar nicht kannte. „Aber sie passen perfekt zu uns.“ Reinhard Schultz-Hock installiert gerade den wohl schönsten Kerzenleuchter des Abends. Er selbst hat Pflaumenkuchen gebacken, seine Tisch-Nachbarin Bärbel Poth hat Gorgonzola-Taschen beigesteuert.

„Hat es euch gefallen?“, fragt Sandra Pietschmann, als der Abend viel zu schnell zu Ende geht und bekommt nur positive Reaktionen. Alle haben die tolle Atmosphäre, das Zusammensitzen und die Gespräche mit Freunden und Bekannten genossen. Auch die Band Jazzophine, die das Neandermahl mit ruhigen Jazz-Melodien untermalt, kommt gut an, trifft genau den richtigen Ton in der richtigen Lautstärke. Auch die Musiker selbst sind begeistert und kommen gerne wieder: „Wenn man auf der Bühne steht und auf die Kirche und den Marktplatz guckt, einfach toll“, sagt Bassist Christian Neumann.

Von vielen hört man den Wunsch, die Veranstaltung gleich im nächsten Jahr zu wiederholen, vielleicht sogar mit der Möglichkeit, etwas länger sitzen bleiben zu können. Denn eigentlich will noch keiner so richtig gehen, als die Feuerwehr pünktlich um 22 Uhr anrückt, um Tische und Bänke wieder einzuladen. „Gegen eine Wiederholung spricht eigentlich nichts“, sagt Dagmar Grotendorst, die Anwohner und Gastronomen persönlich über die Veranstaltung informiert hatte. “Die Orga haben wir ja jetzt im Griff.“ Und dass nicht ganz so viele Tische reserviert wurden, wie ursprünglich geplant, sei auch nicht ganz so schlimm. „So ist es schön klein und kuschelig.“

Fotos: Bodo Herlyn, Kulturvilla Mettmann